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Kurier / Doris Knecht 2010.12.08 Jetzt erst Knecht: Gemüse ist das neue Fleisch.

1. Wiener Schnitzel, 2. Cordon Bleu, 3. Backhendel: Das sind, frisch erhoben, die Leibspeisen der Österreicher.
er unaufhaltsame Trend, mehr Gemüse und sehr viel weniger Fleisch zu essen, wird sich hierzulande schwer durchsetzen. Aber spüren wird man ihn auch bei uns, weil er im Prinzip ohne Alternative ist.

Das Buch "Tiere essen", das der junge Schriftsteller Jonathan Safran Foer vor ein paar Monaten veröffentlichte, hat viele Menschen dazu gebracht, auf Fleisch zu verzichten. Oder bewusst viel weniger davon zu essen: und wenn, dann solches, von dem man weiß, dass das Tier, von dem es stammt, ein würdiges Leben und einen ebensolchen Tod hatte.

Die Süddeutsche Zeitung widmete der "neuen Gemüseküche" vergangenes Wochenende ein ganzes Magazin: Fleisch werde, heißt es am Titel, in Zukunft nur noch Beilage sein. Der Journalist Peter Praschl ließ in einem bemerkenswerten Essay einerseits keinen Zweifel daran, dass Vegetarierer ein nerviges, missionarisches Volk seien. Andererseits muss Praschl einräumen: "Mit allen Argumenten, die die Vegetarier für ihren Standpunkt vorbringen, haben sie recht." Weniger Fleisch zu essen ist gut: für die Tiere, für den CO2-Ausstoß, für die Entwicklungsländer, für die eigene Gesundheit.

Es kann also nicht schaden, heuer schon einmal Kochbücher für die neue Gemüse-Küche untern Baum zu legen. Auch sich selbst - um eventuelle Vorsätze fürs neue Jahr zu erleichtern. Wobei es keinen Zweifel daran gibt, dass die Lieblingsspeise der Österreicher auch 2011 aus Fleisch im Bröselgewand bestehen wird. Aber vielleicht schafft es irgendwann ja wenigstens der gebackene Champignon unter die ersten Drei; vermutlich so um 2025 herum..

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